Machu Picchu


1. Tag

Es ist ein Uhr nachmittags. Bettina, Helmut und ich stehen vor dem Bahnhof in Cusco und bewachen unser Gepäck. Wir warten, bis Bernd und Peter mit etwas zu Essen wiederkommen. Der Zug der uns zum Ausgangspunkt des Inka-Trails bringt, sollte um zwölf Abfahren. Nach mehrmaligem Nachfragen erfahren wir aber, daß er "ein wenig" Verspätung hat und wohl erst um zwei Uhr hier eintreffen wird.

Tatsächlich geht es aber erst gegen vier Uhr los. Rasch haben wir uns Sitzplätze ergattert und warten bis der Zug sich füllt. Mit jeder Station an der wir halten, füllt sich der Waggon noch mehr. Inzwischen ist kein freies Plätzchen mehr auf dem Boden auszumachen, es ist alles mit Unmengen von Gepäck, Hühnern und anderen Haustieren verstellt. Dazwischen stehen, sitzen und liegen die Fahrgäste. Es ist stickig, heiss und ein übler Geruch breitet sich aus. Wir sind froh, wenn wir endlich hier herauskommen, zumal sich unser Fenster nicht öffnen lässt.

Gegen 9 Uhr erreichen wir unsere Haltestelle "Kilometer 222" mitten im Nichts. Es ist schon dunkel und die trübe Lampe im Zug gibt kaum Licht um die Hand vor Augen zu sehen. Jetzt bricht  Hektik aus, da wir uns mit unseren Rucksäcken nur mühsam durch und über die Berge von Gepäck drängen können. Nachdem wir es gerade noch geschafft haben vor Wiederabfahrt aus dem Zug zu kommen beginnen wir nach dem Einstieg zum Trail zu suchen, was angesichts der stockfinsteren Nacht nicht allzu einfach ist.
Außer uns sind jedoch noch etwa 10 andere Touristen hier ausgestiegen und der Beginn des Pfades ist rasch entdeckt. Bis zum ersten Lagerplatz sind es bei Tageslicht normalerweise noch 4 Stunden Marsch, aber angesichts der fortgeschrittenen Stunde ist etwas Eile angesagt. Und so rennt die gesamte Gruppe in einem Höllentempo durch den Wald und nach gut zwei Stunden haben wird den Platz erreicht. Total erschöpft bauen wir unsere Zelte auf und legen uns Schlafen.


2. Tag

Es ist eiskalt und ich friere trotz Daunenjacke und Handschuhen erbärmlich. Mein Kumpel Bernd hat Kaffe gemacht. Das tut gut, aber ich muß aufpassen, daß ich mit meinen zitternden Händen nicht die Hälfte verschütte. Bis Beate, Peter und Helmut, die wir in Puno am Titicacasee kennengelernt haben aufgestanden sind, unterhalten wir uns mit unseren Nachbarn zwei Italienern. Die gesamte Gruppe die gestern Nacht hier ankam ist ein bunter Haufen aus Nationen und Typen. Außer den Italienern sind noch Schweizern, Schweden und Spanier vertreten.

Das erste Stück des Weges ist recht flach und es ist inzwischen so warm geworden, daß wir im T-Shirt und kurzen Hosen gehen können. Wailabamba das letzte Dorf auf unserm Weg haben wir passiert und machen eine kurze Rast, bevor es steil bergauf geht. Die Landschaft verändert sich und das kahle Bergland weicht einem Bergurwald. An unserem zweiten Lagerplatz Yungcachimpa treffen wir die meisten unserer Nachbarn von heute morgen wieder und an einem kleinen Lagerfeuerchen bietet sich die Gelegenheit sich noch etwas zu Unterhalten. Dies ist meine erste Bergwanderung und die über tausend Höhenmeter die wir heute unter uns brachten haben sind haben ihre Spuren hinterlassen. Aber nicht nur bei mir, so daß sich die Runde schon recht bald auflöst und alle früh schlafen gehen.


3. Tag

Die Nacht war noch kälter als gestern und morgens haben wir sogar Eis auf unserem Zelt. Kurz nach unserem Campingplatz passieren wir die Baumgrenze und überschreiten den ersten Paß unserer Tour den Warmiwanyuska in 4.200 Metern Höhe. In herrlicher Landschaft wandern wir das Tal hinunter um auf dem nächsten Lagerplatz zu zelten. Hier ist aber schon alles von einer geführten Tour belegt. Da wir jedoch noch recht früh dran sind beschließen wir in der Ruine einer alten Inka-Festung zu übernachten. Diese liegt auf halbem weg zum nächsten Paß. Die Lage auf einem Felsvorsprung hoch über Tal ist einfach phantastisch und wir genießen den herrlichen Sonnenuntergang der sich uns bietet. Spät nachts kommt noch ein Brasilianer vorbei, der noch zum nächsten Zeltplatz unterwegs ist. Wir machen ihm aber klar, daß er heute nicht mehr über den Paß kommen kann und so übernachtete in unserer Burg.


4. Tag

Der Anstieg zum zweiten Pass ist moderat und wir erreichen die Festung Quoncha Marka. Es ist schon sehr bemerkenswert, was die Inkas hier vor hunderten von Jahren aufgebaut haben.Jetzt geht es noch ein Stück auf dem Höhenweg entlang und dann erfolgt der Abstieg durch den Bergurwald nach Wina Wana unserem letzten Nachtlager vor erreichen des Machu Pichu. Der Weg durch den Urwald ist nach hunderten von Jahren noch vollkommen intakt und nur durch die Vegetation etwas in Mitleidenschaft gezogen worden.



5. Tag

Heute haben wir keine große Strecke zu gehen und kommen recht bald an das Sonnentor, dem ursprünglichen Eingang von Machu Picchu. Wir sind noch früh dran, so daß Machu Picchu noch nicht geöffnet ist und es noch einsam vor uns liegt. Nachdem wir uns etwa eine Stunde von dem Anblick beeindrucken ließen gingen wir runter um uns die Ruinen näher zu betrachten. Die Peruaner sind gerade dabei, die eingestürzten Gebäude in Ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Von zwei Schweden erfahren wir, daß der Berg hinter Machu Picchu, Waina Pichu bestiegen werden kann. Wenn man den Berg so anschaut mag man das ja kaum glauben. Wir beratschlagen, ob wir hochklettern sollen. Alle sind schon recht erschöpft aber Bernd, ich und Peter wollen's trotzdem versuchen. Erst geht es auf einem schmalen Pfad steil durch den Bergwald hoch. Nach ein bißchen Kletterei haben wir die Stufen, welche die Inkas in den Felsen geschlagen haben erreicht und können "bequem" die knapp zwei Meter breite Treppe hochgehen. Nur das es kein Geländer gibt, und rechts ein 600 Meter tiefer Abgrund lockt, der das Herz etwas höher schlagen lässt, wenn es darum geht den "Gegenverkehr" zu passieren. Aber letztendlich haben wir es geschafft, und sind ganz oben. Ein herrlicher Ausblick und der krönende Abschluß dieser Wanderung.

Von Machu Picchu aus gehen wir die Bahngleise (Die Eisenbahn ist die einzige Verbindung hierher) entlang nach Aquas Calientes. Dies ist ein lustiges Dorf, das aus einer Bahnhaltestelle und ein Paar Gebäuden neben den Gleisen besteht. Hier gibt es aber heiße Quellen, in denen wir uns etwas zu erholen, bevor wir am nächsten Tag mit dem Zug zurück nach Cusco fahren.